Käfig, Peitsche und Co. in einer FLR?

Das ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Forenteilnehmer diskutieren sich darüber die Köpfe heiß.

Es gibt viele Positionen (vielleicht so viele wie Menschen?), aber die wesentlichen sind:

• FLR ist eine Unterart von SM/BDSM, selbstverständlich gehören Peitschen, Klatschen, Fesseln, Strafböcke und dergleichen dazu.
• FLR ist doch Femdom! Natürlich gibt es eine Herrin und einen Sklaven
• Warum soll ich überhaupt solche Dinge benützen. Ich will eine FLR ohne all das.

Jede ‚Fraktion‘ will die andere davon überzeugen, dass sie selbst recht hat und die anderen Positionen nicht stimmen. Der Witz an der Geschichte ist, dass alle gleich unrecht haben und alle gleich recht. Warum?
Weil ein feines aber wichtiges Detail übersehen wird: Es geht hier um zweierlei Dinge. Wenn man auf dieser Basis diskutiert, ist das, als würde man in einer Stino-Beziehung darum streiten, ob diese zur BDSM-Beziehung wird, wenn man Schlagwerkzeuge benutzt.
Zunächst  geht es um die Beziehungsebene.
Es gibt z.B.:

• Stino-Beziehung
• FLR-Beziehung

Ich beschränke mich auf diese beiden, da es nur darum geht, das Prinzip klarzumachen.
Die Bezeichnung Stino-Beziehung kommt von stinknormal. Damit sind die Beziehungen gemeint, die gesellschaftlich als normal empfunden werden. In unseren Breiten sind das immer noch Beziehungen mit klassischer Rollenverteilung: Mann hat das Sagen, Frau ordnet sich eher unter. Die FLR-Beziehung stellt dieses Rollenbild auf den Kopf: Die Frau führt, der Mann ordnet sich unter.
Diese beiden Definitionen sind zwangsläufig etwas plakativ. Das haben Definitionen so an sich. Wir Menschen haben die Eigenschaft, alles, was wir hören, gemäß unserer Erfahrungen zu deuten. Und das ist immer einseitig, ist nur unsere Sicht.
Hört man Mann führt, Frau ordnet sich unter, denkt man sich nicht viel dabei, denn das ist doch normal. Hört man Frau führt, Mann ordnet sich unter, taucht sofort das Bild des Pantoffelhelden oder gar Sklaven im Kopf auf und – natürlich – die Domina. Und Domina impliziert automatisch: Studio, Andreaskreuz, Fesseln, Peitschen, Ketten usw.
Und wenn man nun nicht genau trennt, vermischt man die beiden Ebenen:
Aha! FLR heißt demnach: Frau führt, sie ist also Dom. Dom heißt Herrin und Sklave, also auch Züchtigung. All das heißt: SM/BDSM. Ergo: FLR ist eine Unterart von SM/BDSM. Und so verstanden, passiert hier ein Denkfehler.

Zunächst ist eine Stino-Beziehung schlicht und einfach eine Beziehungsform. Und – man höre und staune: Eine FLR ist nicht etwa die Unterart von irgendwas, sondern schlicht und einfach ebenfalls eine Beziehungsform.

Und jetzt komme ich auf die zweite Ebene, die ich die Gestaltungsebene nennen will:
Egal um welche Beziehungsart es geht, wie man diese gestaltet ist völlig frei. Egal ob Stino oder FLR oder welche Beziehungsform auch immer, was die sexuellen oder sonstigen Praktiken angeht, können sich die Paare wo auch immer bedienen. Völlig egal ob Fetisch oder nicht, Rollenspiel oder nicht, SM mit B oder D oder auch nicht, es sind Spielarten, mit denen Paare ihr (meist erotisch/sexuelles) Leben würzen oder bunter gestalten. All das ändert aber an der Beziehungsform, für die sich beide entschieden haben, nichts.

Selbst, wenn ein Paar, das sich dafür entschieden hat, eine FLR zu leben, keine der allgemein damit in Verbindung gebrachten Praktiken übernimmt und – abgesehen davon, dass er sie ‚auf Händen trägt und als seine Königin verehrt, den Haushalt macht oder was auch immer‘ -, Stino-Sex praktiziert, leben beide in einer FLR, in der sie das Sagen hat.  Denn das ist ihre Beziehungsform.

Fazit:
Um die Eingangsfrage in der Überschrift zu beantworten: Käfig, Peitsche und Co. in einer FLR?
Na klar! All dies und noch mehr. Aber nicht zwingend, weil das zu einer FLR unbedingt gehört, sondern einfach dann, wenn sie Lust drauf haben. Wenn nicht, lassen sie es.  So oder so, es ändert an der FLR an sich nichts.