Definition

Mit Definitionen ist das so eine Sache. Mit dem Wunsch, einen Sachverhalt genauer definieren zu wollen, handelt man sich manchmal den Vorwurf der Haarspalterei und Kleinlichkeit ein. Das trifft durchaus häufig zu, wenn der Beweggrund ist, alles in Schublädchen und Schächtelchen stecken und sortieren zu wollen. Das liegt mir jedoch fern. Menschen sind verschieden. Ich jedenfalls habe das Bedürfnis, mir von einer Sache ein klares Bild zu machen, und darum suche ich so lange, bis ich die Informationen finde, die es mir möglich machen, eine Sache so zu erfassen, dass sie für mich stimmig ist.

Als ich in Sachen FLR dieses Durcheinander wahrnahm, sah, wie die einen zum Beispiel die Position vertraten: „FLR ist eine Unterart von BDSM!“, die anderen die ihre verteidigten, es sei einfach eine Beziehung zwischen Femdom und Sub, machte ich mich auf, herauszufinden, was eine FLR denn nun wirklich war. Denn dass die genannten einseitigen Sichtweisen nicht wirklich zutrafen, spürte ich ganz einfach.

Ich halte es für unnötig, das Rad zum zweiten Mal zu erfinden, denn Elisabeth Steinhaus hat eine wunderbar klare und transparente Antwort auf die Frage gegeben: Was ist eigentlich eine FLR?

„Das Thema FLR ist nicht griffig. Was steckt hinter dem Begriff FLR, wie ist er definiert? Zunächst einmal ist die Übersetzung von FLR eine „Weiblich geführte Beziehung“. Es geht also um Beziehungsmodelle, in denen die Frau das Sagen hat. Da eine Beziehung in der Regel auf Dauer ausgelegt ist, fällt die Einsortierung in eine sexuelle Spielart per se weg.“

Steinhaus schließt als Definitionsgrundlage „eine Unterkategorie des BDSM“ ebenfalls aus, was logisch ist, denn „es gibt weiblich geführte Beziehungen, die einfach deshalb weiblich geführt sind, weil der weibliche Part alle wichtigen Entscheidungen in der Partnerschaft trifft.“ Nach Steinhaus ist FLR also zunächst mal ein Beziehungsmodell. Genau das, nicht mehr und nicht weniger

„Allerdings [ist] es eine besondere Beziehung, in der der bestimmende Faktor der Frau eine tragende Rolle spielt und einige Aspekte zu einer besonderen Würze beitragen. Diese Aspekte sind übrigens von zentraler Bedeutung, da ohne sie die FLR einfach nur eine Beziehung ist, „in der sie die Hosen anhat.“
„Eine weiblich geführte Beziehung ist ein Modell des Zusammenlebens zwischen Mann und Frau, bei dem die partnerschaftliche Richtung von der Frau vorgegeben wird.“
„Gleichzeitig gibt es einige Elemente, die der Beziehung eine besondere Würze geben, die sich auf das Zusammenleben, das Sexualleben und das Machtverhältnis beider Partner auswirken.“
„Eine weiblich geführte Beziehung, die Elemente wie Spanking, Keuschhaltung und Tease and Denial beinhaltet, kann sehr spannend und erfüllend sein, im Vordergrund sollte jedoch stets der Beziehungsgedanke stehen. Keine Frau hat Lust 24 Stunden am Tag dominant und bestimmend zu sein.“
„Eine Partnerschaft charakterisiert auch, dass man gemeinsam Verantwortung für das gemeinsame Leben übernimmt, die Frau hat eben bei dieser besonderen Beziehung ein paar Kontrollaufgaben inne, der Mann ist dagegen mehr ins operative Geschäft eingebunden. Aber … Jeder muss sich Gedanken machen, Beziehungen entwickeln sich, es gibt Aufs und Abs.“

Die folgenden beiden Zitate möchte ich besonders hervorheben, denn dies deckt sich mit meiner eigenen Erfahrung:

„Eine gute und wirklich funktionierende weiblich geführte Beziehung wird in den seltensten Fällen ins Extreme abrutschen.“
„Wohldosiert, und wenn man mit Herz und Verstand bei der Sache ist, halte ich die weiblich geführte Beziehung
für eines der erfülltesten und sexuell befriedigendsten Beziehungsmodelle überhaupt.“