Erotik / Sexualität

 

Sexualität ist ein ein ganz wesentlicher Teil jeder Beziehung. In einer FLR ist sie von zentraler Bedeutung. Das heißt nicht, dass sich in einer solchen Beziehung alles um Sex dreht, sondern, dass die Partner etwas erkannt haben, was elementar und in gewisser Weise „der Motor“ ist, der sich auf die ganze Beziehung auswirkt:

Keuschheit

Es gibt ein kleines Büchlein von  Jürg und Sabine Bucher, das sich diesem wichtigen Thema sehr übersichtlich und verständlich widmet. Ich möchte hier zitieren, was Jürg einleitend zu seinem Buch sagt:

„Als Mann denkt man permanent an Sex, man hat dauernd das Gefühl das man kommen könnte. Besonders in jungen Jahren haben Männer eine sehr interessante Beziehung zu ihrem Penis, er ist fast wie ein Biest das einem selbst unendlich viel Lust machen kann.  Man hat das Gefühl, dass dieses Biest einen kontrolliert mit dem Drang immer und immer wieder diese Lust zu fühlen. Man hat nicht das Gefühl, das irgendwas in der Lage wäre diesen Drang zu kontrollieren.
Und dann kommt eine Frau, dieses wundervolle zarte Geschöpf und legt ihre Hand an diese mich kontrollierende Bestie und sagt alles ist gut und das sie auf mich aufpassen wird. Sie zähmt vollkommen mühelos die Bestie gegen die ich absolut machtlos war. Nun ist es nicht mehr diese Bestie die mir Lust verschafft, es ist diese Frau, wenn sie beschließt sich ihr zu widmen. Jede Berührung ist jetzt viel intensiver als jemals vor, eine Berührung von ihr macht mir mehr Lust als ich es mir jemals hätte vorstellen können.“ (Zitat 1:1)

Nicht alle Männer würden vermutlich solche drastischen Vergleiche wählen – Bestie. Aber mehr oder weniger kennen alle so etwas. Je jünger, je mehr. Viele Männer wünschen sich so eine Frau, aber es gibt einen Umstand, der der Erfüllung solcher Wünsche entgegensteht:

Die meisten Frauen haben keine Ahnung davon

Es gehört Mut dazu, sich der Partnerin damit anzuvertrauen. Und viele Frauen sind, sofern sie überhaupt so was hören, zumindest irritiert. Ihre ganze Erziehung und Prägung sind entgegengesetzt. Und jetzt kommt plötzlich ihr Partner daher und will kontrolliert werden? Auch noch in seinem ureigensten Bereich, dort, wo die ‚Zentrale‘ seiner Männlichkeit verankert ist? Für eine Frau ist das erstmal verkehrte Welt.
Hat sie aber den Mut, sich mit ihrem Partner auf diesen Weg zu begeben, wird ihr vermutlich das größte Aha-Erlebnis ihres Lebens zuteil, bezogen auf Partnerschaft und Sexualität. Sie wird erkennen, wo die größte Macht der Frauen liegt: In der Beherrschung der Sexualität des Mannes und seines Orgasmus‘. Und das Mittel dazu ist die Verpflichtung zur Keuschheit – SEINER Keuschheit. Oder, wie ich immer sage:

Hast du den Mann beim Schwanz, hast du ihn ganz.

Minervas Juwelen ist eine wunderbare Seite zum Thema. Achatz und Amélie sind ein Paar, das in einer FLR lebt. Diese Seite zu finden war für uns ein Gücksfall. Mit erfrischender Offenheit erzählen sie von ihren Erfahrungen, und wenn das Thema FLR immer mehr in den Köpfen ankommt, ist das nicht zuletzt auch ihr Verdienst – zumindest, was den deutschsprachigen Raum betrifft. Doch lassen wir Amélie selbst erzählen:

… was du ‚machen‘ solltest, klingt zunächst sonderbar, ist im Prinzip ebenso harmlos: Überwache seinen Schwanz! Nicht nur submissive Männer lieben und brauchen es, sexuell wahrgenommen und kontrolliert zu werden. Sie sehnen sich danach. Auch das ist einfach: Wenn du ihm keine ‚Keuschheitsschelle‘ verpassen willst – (die gibt es mittlerweile gut im Internet zu kaufen und sie erfreuen sich wachsender Beliebtheit bei den Subbis) – dann kontrollierst du ihn eben direkt, indem du ihm auferlegst keusch zu sein, bis du ‚ihn brauchst‘. So geht es bei uns.

Meine Worte!

Dein Mann hat dich vielleicht auf diese Seite geführt, weil er ein ‚spezielles‘ Anliegen hat. Er will offenbar, dass du vorsichtig an etwas herangeführt wirst, dessen er sich eigentlich schämt. Er weiß nicht, wie er sich ausdrücken soll, aber er möchte es gerne mit dir teilen. Es ist sehr wichtig für ihn, das ist sicher. So kann es sein, dass er damit schon ein bisschen verzweifelt ist, ohne dass du das weißt. Bravo, du bist hier, also keine Panik. Darin liegen eine Menge Chancen für dich und für euch!

Das ist, was oben Jürg Bucher beschreibt, nochmal aus dem Mund einer Frau.

Ich möchte allen Frauen Mut machen, die, auf welchem Wege auch immer, entdeckt haben, dass ihr Mann submissive Träume hat.

Die meisten dieser Männer haben große Hemmungen, sich in diesem Punkt zu outen. Frauen, die grundsätzlich bereit sind, darüber nachzudenken oder auch vermuten, dass ihr Mann solche Träume hat, können  aber auch durchaus  zumindest versuchen, in dieser Richtung aktiv zu werden. Warum denn nicht mal den Mann mit entsprechendem Outfit überraschen oder einem erotischen Film zu der Thematik? Es gibt ja ein untrügliches Barometer, an dem abzulesen ist, ob es den Liebsten antörnt oder nicht.  Nicht wahr?

Dies ist kein Grund sich zu trennen. Selbst wenn du eigentlich lieber einen dominanteren Mann hättest. Überlege dir genau, was du eigentlich haben willst! Einen Macho willst du nicht und einen Typen, der dich zu seinem Besitz machen will, willst du auch nicht; ebenso wenig wie einen Mann, der 3x in der Woche Sex will, sich dabei aber wenig um deine Belange kümmert und anschließend sofort einschläft.

Das ist wahrhaftig so. Darüber sind sich die meisten Frauen einig.

Auf der anderen Seite, willst du, dass er weiß, was er will, dass er kein Weichei ist und dass er dich im Bett total verwöhnt (oder auch mal richtig ‚hernimmt‘). Dass er Verantwortung im Haus übernimmt (behält). Dass er dir ganz zur Seite steht.

Sonderbarerweise ist die Überlegung meist: „Wie kann ich ihn dazu bringen, dass er sich da ändert“ und die Erwartung, dass er das doch endlich tun soll. Der Fokus liegt also darauf, dass ER sich ändert und auf der Frage, wie frau das ‚hinkriegt‘, dass er sich ändert. In der Regel passiert das auf der Ebene ‚Genörgel‘, und ohne, dass frau das will, sendet sie die Botschaft: „Du bist nicht richtig, ich will dich anders haben, ändere dich.“ Ich wage sogar zu behaupten, dass er sie liebend gern zufrieden stellen würde, aber ebensowenig wie sie weiß, was sie tun soll, weiß er, wie er das anstellen soll. Die Folgen sind bekannt. Tausende von Partnerschaften scheitern aus diesem Grund und keiner weiß so richtig, weshalb eigentlich.

Genau das geschieht in einer FLR nicht.

Eine Frau, die bewusst in der Partnerschaft führt, fragt sich all das nicht. Sie nutzt die Macht, die ihr in die Hand gelegt ist, zu beider Vorteil. Und der Weg, den Partner ‚zu erziehen‘ geht über seine Sexualität. Und  in den meisten Fällen wünschen Männer, die sich nach weiblicher Dominaz sehnen, auch solche Dinge wie Handschellen, Fesseln, Peitsche, Klatsche und Co. Das ist für die meisten Frauen, die damit noch nie in Berührung gekommen ist, zunächst völlig absurd. Zudem liebt man den Partner ja, wie könnte man ihm dann weh tun? Es hat seine Zeit gedauert, bis ich diese Wünsche verstanden habe. Inzwischen kann ich bestätigen, was Amélie sagt:

Einem erwachsenen Mann auf den Hintern zu schlagen, das kam für mich zunächst auf gar keinen Fall infrage. Heute würde ich sagen: Ich hätte ruhig früher damit anfangen sollen…

Geben und Nehmen sollten sich ja die Waage halten. So ist die Frage legitim: „Was habe ich als Frau denn von einer solchen Beziehung?“

Der Hauptvorteil einer ‚weiblich geführten Beziehung‘ ist, dass du als Frau tatsächlich ernster genommen wirst und dass das Respektieren deiner Wünsche selbstverständlich wird. Dass du plötzlich im Alltag sagen kannst: Moment, komm mir nicht wieder mit deinen verschrobenen Ansichten, ich bin die Chefin und du wolltest doch gehorchen, ist es nicht so?

Genauso ist es. Und hier nun noch ein schönes Beispiel, welches das ganze nochmal deutlicher macht:

Dann kommt er vielleicht gerade in elegantem Anzug aus einem Termin, fühlt sich ganz wie der Boss und ist voller hektischer Energie und Ungeduld und macht Wind, weil wir noch abends eingeladen sind und seine Frau noch nicht fertig ist und dann sagt sie (die ihn kennt und weiß, wie er reagiert) plötzlich zu ihm, ganz einfach und ruhig: „Ausziehen“.
Dann schaut er dich verblüfft an, als wollte er sagen: „Aber doch nicht jetzt sowas – wir treffen doch nachher die Soundso und wir müssen uns noch fertigmachen.“ Er gehorcht aber doch, einfach weil es so ausgemacht ist und weil er weiß, dass ich gnadenlos konsequent sein kann, und das liebt er ja eigentlich und darum hält er sich an unsere Verabredung, obwohl ihm im Moment gar nicht danach ist.
Ich weiß, was ihn beruhigt: Ich schicke meinen Mann einfach in die Ecke des Raumes, dort mit dem Gesicht zur Ecke zu stehen – nackt – für vielleicht 5 bis 10 Minuten, das reicht schon, bis er sich gesammelt hat. Er spürt dann, dass ich ihn ‚im Griff‘ habe und dass er das will.
Warum nackt? Männer können nicht gut denken, wenn sie nackt sind und sie können auch nicht gut ‚herrschen‘, wenn sie nackt sind. Es ist ihnen peinlich und sie haben auch immer Angst, man könnte ihnen eine mögliche Erregung ansehen. Davon kann aber, wenn er so hektisch auf Business macht, gar keine Rede sein. Im Gegenteil: Er fröstelt jetzt, seine Männlichkeit ist kaum noch zu sehen und er denkt sich „Scheiße, warum habe ich mir so eine doofe Situation selbst kreiert?“
Nach einer Weile komme ich, frage ihn die Dinge, die ich wissen will und teile ihm unmissverständlich mit, wie ich mir den Rest des Tages mit ihm vorstelle. Manchmal hat er sich dabei umzudrehen und in meine Augen zu schauen. Das sind dann sehr klare Momente.
Das funktioniert gut. Da ist nichts dabei. Ich brauche nichts anderes zu tun, um seine Veranlagung zu bedienen, und …. zu nutzen. Für mich, für uns beide.
Er kommt zur Ruhe und ist – auch nachher bei unseren Gastgebern – der allerbeste Ehemann.
Das ist bei uns ein einfacher Vorgang, der auf den Prinzipien des D/s beruht, ohne dass er eine ‚normale Frau‘ überfordert.

Ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass Männer sich dafür schämen, dass sie so fixiert sind auf Sex und auch mehr oder weniger geil. Eher mehr. Und die meisten Frauen bestärken sie darin durch ihre Botschaft, dass sie gerade das unangenehm finden. Dass diese so ticken, ist, in leider allzu vielen Fällen, verständlich. Denn es ist erschreckend, wie viele Frauen gerade mit der Geilheit der Männer schlimme und unangenehme Erfahrungen gemacht haben. Soweit, so verständlich.

Das Problem ist, dass es da meist steckenbleibt. Denn eine ganz wesentliche Ursache für all das Durcheinander lässt sich auch bei den Frauen finden.

In Jahrtausenden haben Frauen daran gearbeitet, so zu werden, wie es vor allem von Seiten der Kirche erwünscht war. Tugendhaft, treu, aufopfernd, keusch, dem Manne untertan … Wir kennen es alle. Das Idealbild war die Madonna. Inzwischen hat sich da einiges geändert, aber es steckt den Frauen immer noch in den Knochen. Und nicht nur ihnen, sondern der ganzen Gesellschaft. Das führte dazu, dass Frauen im Lauf der Geschichte einen wesentlichen Teil ihrer Lebendigkeit unterdrückt und abgeschnitten haben: Ihre natürliche Sexualität, Sinnlichkeit und – ja, auch Frauen haben sie – Geilheit. Bildlich gesehen haben sie, um mit archetypischen Begriffen zu sprechen, die ‚Heilige‘ in sich überbetont und die ‚Hure‘ verkümmern lassen. So lange das aber geschieht, sind Frauen nicht ganz. Ebenso wenig wie Männer ganz sein können, wenn sie ihre weibliche weiche Seite unterdrücken.
Sobald eine Frau es wagt, die unterdrückte Seite in sich zu befreien, kommt die ‚Heilige‘ auf Normalmaß. Beide Anteile stecken in uns allen: ‚Hure und Heilige‘ bei den Frauen, geiler Bock und zärtlicher Liebhaber bei den Männern. Es ist sowieso alles vorhanden. Es kommt nur darauf an, beide Seiten zu beleben.
Dann geschieht dieses Wichtige:

Alles, was da ist, darf sein. Und es ist gut.

Und dann kann folgender Dialog entstehen:

„Kannst du dir vorstellen, mal fremdzugehen?“
„Weshalb? Was könnte ich woanders finden, was ich zu Hause nicht habe?
Ich habe alles zu Hause, und viel besser, als ich es irgendwo anders finden könnte.“
(Polyamor lebende Paare mal außen vor gelassen.)

Das geschieht, wenn es gelingt, den Mann in seiner Ganzheit zu empfangen, ihn beim ‚Schwanz‘ zu nehmen, ihn willkommen zu heißen mit all seinen Geilheiten. Denn er muss sich dann nicht mehr schämen, darf SO sein und weiß, es ist gut so. Und das kann eine Frau nur dann, wenn es ihr gelingt, die entsprechende Seite in sich zuzulassen, die unterdrückten Anteile in ihr Leben zu integrieren. Erst dann findet Versöhnung mit den Schatten statt und beide begegnen sich auf gleicher Ebene.

Um zu dem Bild mit dem Haus zurückzukommen:

Wenn all das geschieht, bewohnt man das ganze Haus, sind alle Räume gereinigt, gelüftet und bewohnt. Und erst dann kann man sich achtungs- und liebevoll in Augenhöhe auf dem Dachgarten begegnen.