Mein Weg

Hier möchte ich ein bisschen davon berichten, wie ich zum Thema FLR kam

 

 

Ich bin eine selbstbewusste, interessierte, empathische, tolerante und starke Frau. Ich habe eine freche Klappe und bin – wie ich immer sage – ein Müsli-Öko. Wenn mich eine Sache interessiert, mache ich mich schlau. Und gegebenenfalls fuchse ich mich in die Thematik ein. So kam ich unter anderem auch auf das Thema FLR.

Doch von Anfang:

Ich habe viele Jahre lang zwei Kinder nach einer Scheidung allein erzogen. Zwar hatte ich nicht vor, auf immer und ewig Single zu sein, aber ich entschied mich dafür, solo zu bleiben, solange die Kinder bei mir lebten. Ich hatte in der Schule täglich Kinder aus mehrfach gescheiterten Beziehungen vor mir sitzen und sah, wie diese nach jeder Trennung erneut traumatisiert waren. Das wollte ich für meine Kinder nicht. 
Es gab jedoch noch einen zweiten Grund für diese Entscheidung. Ich wollte bewusst lernen, gut mit mir selbst zu leben, mich nicht von einem Partner abhängig zu machen. Ich wollte gerne an den Punkt kommen, an dem ich von Herzen würde sagen können: „Tritt Mr. Right irgendwann in mein Leben, gut. Wenn nicht, auch gut.“ Und zwar aus voller Überzeugung.

Doch Mr. Right fiel erstmal nicht vom Himmel. Das tun sie selten. Aber, wie man so schön sagt: Unverhofft kommt oft. In einem Moment wo ich zuletzt daran gedacht hatte, geschah es doch. Ich traf Rolf. Vor allem gefiel mir seine sanfte Art, seine Zugewandtheit und seine Ehrlichkeit. Zwei kurze Experimente in der Zeit davor, die mich zu meiner Überraschung mit Männern in Kontakt brachten, die verschiedene Fetische hatten, ordnete ich in die Kiste Ausnahmen ein. Von Rolf erwartete ich so etwas nicht. Doch gerade er offenbarte sich gleich zu Beginn mit sehr speziellen … Wünschen. Ich war weniger geschockt, als er vielleicht erwartete. Das verdankte ich einem guten Freund, der eine SM-BI-Neigung hatte und froh war, in mir eine unvoreingenommene Freundin zu haben, mit der er das teilen konnte, ohne wie schon oft zu hören zu bekommen: „Du bist ja pervers.“
Rolf wünschte sich eine solche Beziehung, über das Wünschen war er jedoch noch nicht hinausgekommen. Meine Erfahrungen waren ähnlich rudimentär, aber ich war neugierig geworden. Dieser Mann war so besonders, dass ich es wagen wollte. Und ich war ganz sicher, dass ich mich bei ihm geborgen fühlen konnte.

Wir begannen zu experimentieren. Mir war klar, dass das auf eine BDSM-Beziehung hinauslaufen würde. Denn Handschellen, Peitsche und Co. gehörten eindeutig in diese Kategorie, nicht wahr? Aber zum einen hätte ich mich selbst ursprünglich gar nicht dort verortet, obwohl ich an Sessions und Spielen durchaus Spaß hatte, zum anderen hatte ich kein Bedürfnis nach einem Sklaven.
Das heißt: Ein Teil davon stimmte, ein anderer Teil nicht so ganz. Und so suchten wir weiter und lasen uns immer tiefer in die Thematik ein. Mal kam von Rolf ein Hinweis auf einen interessanten Text im Netz, mal fand ich ein Forum zum Thema.
Und eines Tages fiel der Begriff FLR. Ich war auf eine Seite geraten, deren Inhalte ich verschlang. Achatz und Amélie, die Autoren, lebten in einer FLR und das fühlte sich plötzlich ganz richtig an. Das war es! Und so ergab sich ein wundervoller Austausch mit wunderbaren Menschen auf diversen Foren und auch über Mails. Auch persönliche Kontakte fanden statt. Und wir wussten, dass wir angekommen waren.

Keine Beziehungsart ist von Beginn an eine Punktlandung. Sie ist immer ein Weg über trial and error, und es endet nie. So war es auch bei uns. Wir machten die Erfahrung, dass DIE FLR nicht existiert. Es gibt so viele Facetten wie es Paare gibt. Eine Grundbedingung allerdings gibt es: Die Frau führt in der Beziehung. Wie ausgeprägt oder in welchen Bereichen und in welchen nicht, das gestaltet jedes Paar anders.

Wir haben im erotischen Bereich einige BDSM-Spielarten beibehalten. Ansonsten gestaltet sich unser Alltag nicht viel anders als bei anderen Paaren. Abgesehen davon, dass  ich in der Regel die Entscheidungen treffe.  Wir fahren gut damit.

 

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