Beziehung

 

Wie kommt man überhaupt darauf, eine FLR-Beziehung führen zu wollen?

Meist ist es der Mann, der eine Beziehung sucht, in der die Frau führt, weil er eine devote Neigung in sich entdeckt und den Wunsch hat, seine Partnerin verehren und ihr dienen zu dürfen.  Meist ordnet er, mangels Kenntnis dessen, dass es so was wie FLR überhaupt gibt (sickert erst allmählich langsam durch), seine Neigungen, die häufig auch mit der Sehnsucht nach Peitsche und Co. einher gehen, unter BDSM oder Dom/Sklave ein und sucht auch in entsprechender Richtung.
Wenn er das Glück hat, eine Frau zu finden, der gegenüber er sich zu outen wagt und die dann nicht („Du bist ja pervers!“) sofort die Fliege macht, sondern bereit ist, sich das anzuhören und sich mal kundig zu machen, um was es da überhaupt geht, landen beide vermutlich auch erstmal im BDSM-Bereich, ohne zu ahnen, dass es sowas wie FLR überhaupt gibt.
Wenn das, was beide suchen,  jedoch eigentlich eine FLR ist, werden sie mehr und mehr spüren, dass irgend etwas fehlt, nicht stimmig ist, was auch immer. Und sie werden suchen.
Und wenn sie Glück haben, entdecken sie FLR-Seiten oder Literatur zum Thema und sie merken: „Wow! Hier sind wir endlich angekommen!“
Und die Art ihrer Beziehung wird beginnen, sich zu ändern. Und das kann durchaus auch SM-Praktiken im sexuellen Bereich beinhalten. Aber sie definiert sich nicht üben die sexuellen Praktiken. Wenn zum Beispiel ein Paar im Wesentlichen stino (stinknormal ;o) lebt, hin und wieder aber mal die Peitsche auspackt, würde man auch nicht sagen: ‚Die leben in einer BDSM-Beziehung.‘ Sie leben in einer Stino-Beziehung und bedienen sich halt mal aus der einen oder anderen Ecke. So ist es in einer FLR auch. Eine FLR-Beziehung geht aber über den rein sexuellen Bereich weit hinaus. FLR umfasst die ganze Beziehung, im Alltag und überhaupt.

Wie gestaltet man eine FLR-Beziehung?

Diese Frage könnte man auch so stellen: Wie gestaltet man eine Beziehung? Denn  im Prinzip geht es darum, dass jede Beziehung gestaltet sein will.
Häufig wird Beziehung so verstanden, dass man halt „jemanden haben“ muss, möglichst heiraten (was häufiger Frauen anstreben) und dann eben verheiratet sein, Kinder kriegen, vielleicht ein Haus bauen und all das. Und dann lebt man halt in einer Beziehung. Punkt. Man weiß schon irgendwie, dass man an einer Beziehung ‚arbeiten‘ sollte, dass einem eine gute Beziehung nicht in den Schoß fällt, aber wie man das machen soll, bleibt häufig vage.

Zwar lebt ein Paar, das sich für eine FLR entscheidet, per se beziehungstechnisch schon mal bewusster, denn beiden ist von Anfang an klar, dass sie begonnen haben, sich aus vorgespurten Geleisen auf Terra incognita zu begeben. Das Reizvolle daran ist, dass sie damit genau entgegengesetzt zum gesellschaftlich akzeptierten Rollenmuster leben. Sie müssen sich also sozusagen neu ‚erfinden‘.
Und zwar muss das jedes Paar immer neu für sich selbst tun, denn es gibt kein Rezept dafür, wie eine FLR funktionieren muss. Anfänglich wird das oft gedacht. Vor allem Frauen fragen sich häufig: „Wie führt man denn in einer FLR?“ – „Muss ich jetzt dies oder das?“ Das ist verständlich, aber so geht das nicht.
Kein Paar, das sich für diese Beziehungsform entscheidet, „kann“ FLR sofort. Man kann sie sowieso nicht „können“. Selbst Paare, die schon jahrelang so leben, sind nie damit „fertig“. Wie jede Beziehung unterliegt auch eine FLR einer steten Veränderung und Entwicklung; je mehr, desto besser kann es laufen.

Eigentlich ist der beste Weg der, dass man zuerst die einvernehmliche Entscheidung trifft, sich gemeinsam auf diesen Weg zu begeben und dann einfach beginnt. Zu Beginn ist die Absprache von Beziehungsregeln durchaus hilfreich, und mit der Erfahrung wächst die Sicherheit.

Caring Domination (fürsorgliche Dominanz)

Dieser Begriff beschreibt für mich einen wesentlichen Aspekt, der in dem neutralen FLR nicht spürbar ist:
Die Frau erkennt, wo ihre Macht liegt und sie ergreift sie. Aber sie nutzt sie nicht zum eigenen Vorteil; sie verzichtet sozusagen darauf und agiert im Sinn von Caring Domination, welche immer das Wir im Blick hat, niemals allein das Ich.
Der Mann verzichtet auf seine Macht und gibt sich freiwillig in die Hände der Frau. Er trägt sie als seine Königin auf Händen, dient ihr und verehrt sie. Caring geht also von beiden aus. Beide finden Erfüllung in einer solchen Partnerschaft. Es ist eine klassische win/win-Situation. Natürlich ist das ein Ideal und wie die meisten Ideale wahrscheinlich nicht zu 100% zu erreichen. Aber ohne Ideal oder Vorbild fehlt die Richtung, die eine Beziehung verankert, ihr ein Ziel gibt, auf das hin man sich ausrichten kann, im Fall von FLR gemeinsam anstreben kann.

Da Beziehung, wie schon gesagt, nie fertig ist und stets neu bedacht und nachjustiert werden sollte, macht es ein solches Ziel einfacher, gemeinsam eine (neue) Richtung anzustreben. Dass in dieser wie jeder anderen Beziehungsart Geben und Nehmen in Ausgewogenheit Voraussetzung ist, soll sie gelingen, ist selbstverständlich. Das ist Veraussetzung für jede funktionierende Beziehung in der Gesellschaft. 

Was ist der Unterschied zwischen einem Pantoffelverhältnis und einer FLR?

Ein Bild mag das verdeutlichen:

Eine Königin hat viele Sklaven respektive Diener, die ihr zu Diensten sind. Sie kann sie natürlich achten, was sie auch sollte, aber sie wird niemals einen zum Partner wählen. Sie möchte einen Fürsten oder König, der ihr ebenbürdig ist, sich aber aus freien Stücken in ihren verehrenden Dienst stellt. Sie wird seine Dienste annehmen und ihn mit ihrer Liebe belohnen. Dies geschieht auf Augenhöhe. Und sie wird immer beide im Fokus haben, nie nur sich selbst und zu beider Wohl agieren. Dazu gehört auch, dass sie um seine Wünsche und Sehnsüchte weiß, derer sie sich bedient, aber nicht nach seinem Begehren, sondern nach ihrem. Das ist das innerste Wesen einer FLR. Und ob ein Paar dann den erotisch- sexuellen Teil unter SM-Aspekten lebt oder sonstwelchen, ist nur die individuelle Färbung, in der man das auslebt, aber nicht das eigentliche Wesen einer FLR.

In einem Pantoffelverhältnis hat der Mann gefühlt ’nichts‘ zu sagen, sprich Frau : Mann sind 100% : 0%.

In einer FLR Beziehung  steht das Verhältnis Frau : Mann bei 51% : 49%. Beide sind Partner auf Augenhöhe, die letzte Entscheidung liegt jedoch immer bei der Frau. Ob sie das dann immer voll ausschöpft, liegt letztlich auch wieder bei ihr.

Fazit

In einer FLR ist der Umgang miteinander stressfreier, weil es im allgemeinen die kleinen Auseinandersetzungen, die sich gern an Kleinigkeiten aufschaukeln, so nicht gibt. Dafür gibt es natürlich Gründe, die hier noch nicht berücksichtigt wurden, aber von grundlegender Bedeutung sind. Es geht um den sexuell/erotischen Bereich. Und weil dieser in einer FLR sehr wesentlich ist, gibt es dazu einen extra Link. Es wäre unübersichtlich, diese Thematik mit der Definitions- oder Beziehungsthematik zu verflechten.