Häufig gefragt

6. Mai 2020 Aus Von Lilith

Es gibt immer wiederkehrende Fragen bei Menschen, die mit dem Gedanken spielen, eventuell eine FLR-Beziehung zu beginnen. Eine davon wurde kürzlich an mich herangetragen. Und weil das immer wieder vorkommt und damit zeigt, wie groß die Unsicherheiten zu diesem Thema oft sind, werde ich dieses Thema hier aufgreifen, nicht ohne nochmal zu betonen, dass die Antwort, die ich dem Freund gab, meine Meinung wiedergibt. Sie soll kein Rezept sein, denn das kann es, wie in allen anderen Fällen, wo es um Beziehung geht, nicht geben.

 

Aus der Mail, die dieser Tage ankam:

Es gibt eine neue Beziehung am Horizont für mich mit einer sehr dominanten Frau, die allerdings darauf besteht, mit mir eine FLR-Beziehung einzugehen. Eigentlich war das immer mein Traum, aber sie besteht auf permanenter Keuschhaltung, wo ich meine Bedenken habe. Meinst du, ich soll mich dem fügen?

Meine Antwort dazu:

Natürlich kann ich dir nicht sagen, was du tun sollst. Das muss immer jede/r selbst entscheiden. Aber  ich kann dir etwas sagen zu FLR:

1. Eine FLR fordert nicht zwingend permanente Keuschhaltung. Genaugenommen fordert sie zwingend gar nichts, außer, dass die Frau führt.

2. All diese BDSM etc.-Dinge können, aber müssen nicht praktiziert werden. Das ist von Paar zu Paar verschieden.

Streng genommen hat eine FLR, außer der weiblichen Dominanz, nicht grundsätzlich etwas mit all dem zu tun.
Wesentliche Aspekte einer FLR sind für mich einmal die Augenhöhe und, dass nichts geschieht, was nicht beide wollen und zusammen abgesprochen haben. Immer unter dem Aspekt, dass alles davon hinterfragt und wenn nötig, verändert oder korrigiert werden kann. Beide müssen sich mit der Gestaltung der Beziehung wohlfühlen und jeder muss Korrekturbedarf artikulieren dürfen. Wesentlicher Punkt dabei ist, dass Caring Domination nicht aus dem Auge verloren wird.

Zu Beginn einer Beziehung ist es natürlich legitim, dass jedeR PartnerIn sagen darf, was er/sie gerne möchte. Es ist sogar notwendig. Verlangt der eine etwas, was der andere nicht möchte, gibt es u.a. folgende Möglichkeiten:

* Ich weiß, dass das gar keine Option für mich ist, dann war’s das.
* Irgendwie hab ich Bedenken, aber um der Beziehung willen, die mich reizt, wäre ich bereit, für eine gewisse Zeit mich drauf einzulassen, wenn ich aber merke, dass ich das nicht auf Dauer kann, dann war’s das.
* Ich führe ein Gespräch darüber und frage, warum die Partnerin das möchte. Wenn ich das nachvollziehen kann, kann ich die eben genannten Punkte  in Betracht ziehen, wenn nicht → siehe 1

An allererster Stelle aber ist die Überlegung nicht:

„Soll ich mich darauf einlassen?“,

sondern müsste immer sein:

 „Ist das für mich stimmig? Fühlt es sich für mich richtig an?“

Und nur wenn das mit Ja beantwortet werden kann, stimmt es wahrscheinlich auch.

Ich weiß, wie es ist, wenn  man so gerne eine Beziehung beginnen will. Man ist schnell geneigt, die kleine innere Stimme zu überhören. Letztlich ist es aber meistens gut, das nicht zu tun.

Sprich mit der Frau.  Was versteht sie unter einer FLR? Was sind die Bedingungen, die sie erfüllt sehen will? Stell deine Vorstellungen daneben, schau, ob es passen könnte. Wichtig ist auf beiden Seiten Kompromissbereitschaft und die Bereitschaft, auch den anderen Standpunkt anzuhören.
Beziehung ist immer ein Werdendes und nie fertig. Mit das Wichtigste ist die Kommunikation und die genannte Kompromissfähigkeit, die Fähigkeit, zu sehen, dass es so viele Wahrheiten gibt, wie Menschen.

Ich wünsche dir, dass du für dich eine gute Entscheidung findest und es gegebenenfalls eine schöne, bereichernde Erfahrung wird.