FLR und mehrere Partner – geht das?

1. Januar 2020 Aus Von Lilith

Immer wieder wird in Foren darüber diskutiert, inwieweit die Frau in der FLR-Beziehung das Recht habe, auch außerhalb der Beziehung mit anderen Partnern Sex zu haben. Z.B. eine Cuckold-Beziehung zu fordern oder Polyamor zu leben. Der Sub müsse ja gehorchen und das dulden.

Mal davon abgesehen, dass jede/r sich selbst eine Meinung darüber bilden muss, lohnt es sich, da ein wenig genauer darüber nachzudenken. Wobei es unmöglich ist, eine allgemein gültige Antwort dazu zu geben. 

Kaum ein Beziehungsthema ist so zentral wie das Thema „Fremdgehen“. Viele deuten die genannten Beziehungformen als Freibrief zum Fremdgehen. Vermutlich leben auch manche Paare das so, möglicherweise, ohne sich dessen bewusst zu sein. Außerdem wird die eine Form (Cuckold-Beziehung) vor allem bei BDSM verortet, die andere (Polyamorie) nicht. Man kann sie also nicht eigentlich vergleichen. Und es gibt ja auch noch andere Formen, außerhalb der Beziehung aktiv zu werden. Sei es in Swinger-Clubs oder auch einfach so, indem man sich einen zweiten (dritten…) Sexualpartner zulegt.

Was also hat es auf sich mit der Möglichkeit für die Frau, innerhalb der FLR-Beziehung mit weiteren Partnern intim zu werden?
(Wobei ich nicht näher auf das Wesen der Cuckold- bzw. der polyamoren Beziehungen eingehen will. Da kann sich jede/r selbst informieren.)

Erstmal muss man sich darüber klar werden, was das Wesen einer FLR ist. Da die Diskussionen darüber immer wieder aufs Neue aufflammen, ist es sinnvoll, dies immer wieder aufs Neue klarzustellen:    

Eine FLR ist eine Beziehung, in der die Frau führt.

Mehr nicht und weniger nicht. Aber es gibt noch einen Aspekt, der häufig vernachlässigt wird, den ich aber sehr wichtig finde:

Eine FLR ist dem Wesen nach grundsätzlich eine Beziehung, die eher auf Verbindlichkeit angelegt ist.

Eine tragfähige Beziehung kommt – meiner Meinung nach – nicht ohne diese Verbindlichkeit aus. Ich behaupte mal – man korrigiere mich, wenn ich falsch liege -, dass eine Beziehung auch mittel- bis langfristig nur gelingen kann, wenn beide Partner bereit sind, sich ohne Wenn und Aber aufeinander einzulassen.
Und ich kann mir nicht vorstellen, dass bei einer Cuckold-Beziehung langfristig das nicht Auswirkungen auf das Miteinander hat. Ganz abgesehen davon, dass man nie weiß, ob ein neuer/anderer Partner plötzlich Gefühle hervorruft, die die Beziehung unverhofft in Frage stellen. Mit diesem Feuer spielt man, wenn man sowas ausprobiert.

Wobei ich nicht dagegen sprechen will. Es gibt Paare, bei denen das, aufgrund ihrer jeweiligen bewussten Neigungen prima funktioniert. Allerdings sollte man sich vorher möglichst sicher sein und nicht einfach so ‚mal ausprobieren‘. Bzw., wenn man ausprobiert, vorher bereit sein, das zu beenden, wenn man merkt, dass es nicht funktioniert.

Um zu zitieren:

Der Sub müsse ja gehorchen und das dulden.

Dieser Satz verrät, aus welchem Verständnis die Frage kommt. Dies stammt aus dem BDSM-Bereich und trifft, so verstanden, zu. Aber auch nur in diesem Kontext. Zu einer FLR, wie ich sie verstehe, passt er nicht.
Zwar führt die Frau in einer FLR, aber nicht in dem Sinn, dass der ‚Sub‘ „gehorchen und dulden muss“. Eine FLR-Beziehung ist grundsätzlich als eine auf Augenhöhe gedacht (und nicht, wie in einer Cuckold-Beziehung, wo es u.a. darum geht, z.B. die Demütigung als lustvoll zu empfinden.). Wie schon erwähnt, ist eine FLR eine 49%:51%-Beziehung. Meint: Die letzte Entscheidung liegt bei der Frau. Aber nicht über den Kopf des Mannes hinweg, sondern letztlich zu beider Wohl und im Sinn von ‚Caring Domination‘, wie ein anderer Begriff im Zusammenhang mit FLR besagt.

Im Spiel-Modus ist natürlich in einer FLR, wie in jeder Beziehungsform, alles Denkbare möglich, was beiden Spaß macht und die gegenseitige Würde nicht verletzt.

Bei Treffen mit Partnern außerhalb der Beziehung besteht meiner Meinung nach zumindest die Gefahr, dass genau Letzteres passieren könnte. Wenn einem an der Beziehung gelegen ist, sollte man zumindest sehr vorsichtig mit diesem Thema umgehen.