Birmingham (Nickname):
Es ist mir seit langem ein Bedürfnis, Ihnen zu schreiben.
Zunächst einmal möchte ich Sie zum Erfolg Ihres Buches beglückwünschen. Es freut mich ausserordentlich, dass durch Sie die wunderbare besondere Beziehungsform der FLR bekannter wird.
Ich möchte Ihnen vor allem mitteilen, dass die Zeit im Forum (minervas forum, das derzeit geschlossen ist) für mich sehr sehr lehrreich war und mich bei Ihnen dafür bedanken. Ich war ja sozusagen ein „Aussenseiter“, der noch keine wirklichen Erfahrungen mit FLR hatte, auch nicht mit BDSM, und der eigentlich eine Dame suchte, mit der er nach zwei gescheiterten Ehen glücklich werden kann.
Dabei hatte ich diese Dame die ganze Zeit in meiner Nähe – sie wohnt im selben Stadtteil – und hatte auch schon seit zwei Jahren viele Begegnungen mit ihr. … ich dachte, sie will keine Beziehung, sondern einfach nur eine Freundschaft, und ich muss auch vorausschicken, dass dies heute „offiziell“ immer noch so ist, ich bin immer noch auf dem Weg, aber es scheint sich zu entwickeln.
Es ist M., eine wunderbare Frau. … Als sie mir vor ein paar Jahren, nachdem meine zweite Frau mich verlassen hatte, wirklich herzliche Geburtstagswünsche schickte, rückte sie in den Fokus meiner Aufmerksamkeit als mögliche Partnerin. Es dauerte aber noch eine Weile bis ich den Mut hatte, ich irrte panisch im Internet herum, beantwortete und schaltete viele Annoncen, eine schlimme Zeit, dann fand ich das FLR-Forum, wurde so wunderbar von Ihnen begrüsst und ermutigt und begann M. mein Interesse zu zeigen….
Ich denke … es interessiert sie vielleicht, wie diese Beziehung sich entwickelt. Zunächst einmal habe ich im letzten halben Jahr … erkannt, was ich am Anfang noch oft falsch machte und das habe ich mir seither absolut verinnerlicht:
Ich hatte Erwartungen.
Das haben Sie oft betont, der Sub hat „erwartungslos zu warten“. Hier habe ich es am eigenen Leib gespürt was es heisst, den eigenen Egoismus, den Wunsch beherrscht zu werden, vor den Wünschen der Dame zurückzustellen. Ja ich erkannte, dass das ja eigentlich „Topping from the Bottom“ ist wenn ich Erwartungen hatte. Ich war voreilig, ich war blind verliebt. Sie wollte das aber (noch?) nicht. Seit dieser Erkenntnis des erwartungslosen Wartens bin ich ruhig und glücklich, bin da angekommen wo ich sein weil, weiss dass es „richtig“ ist.
Ich habe bemerkt, dass M. sehr gerne mit mir ist, sehr gerne mit mir redet, Spass hat, wir gehen oft ins Kino, kochen zusammen, fahren mit dem Rad, und vor allem reden wir sehr sehr gerne über alles, ihre und meine Arbeit und über ihre und meine Zukunft, Ziele und Wünsche. Wir entdeckten viele gemeinsame Interessen und Ansichten. Wir fuhren sogar in diesem Sommer zusammen in einen „Aktiv-Urlaub“ ans Meer, das sie so sehr liebt. Dabei achtete Sie aber strikt darauf, dass es keine intimen Annäherungen gab, das Thema Sex und Liebe war (und ist weiterhin) tabu. Sie schlief im Doppelbett, ich auf einer Pritsche auf der anderen Seite des Zimmers. Sie sagte, wenn sie mein Schnarchen stört, muss ich auf den Balkon….
Ich habe ab Januar dieses Jahres aufgehört, andere Damen zu suchen, ja ich habe sogar für mich entschieden, dass ich M. den Rest meines Lebens ergeben bleiben werde, auch wenn sie niemals Sex von mir will, dann eben „nur“ als Freund, wie sie es will und solange sie selbst keine andere Partnerschaft eingeht. Ich lebe sozusagen in einem ständigen „tease and denial“, denn sie geizt nicht mir ihren Reizen vor mir. Sie ist sehr schön, sportlich, schlank , sehr attraktiv, sieht 10 Jahre jünger aus. Ihre erotische Power ist ungeheuer, aber ich versuche so zu sein, wie sie es sich wünscht, meine Wünsche zählen nicht, dadurch regelt sie eigentlich auch meine Keuschheit schon, denn ich hasse es zu masturbieren, obwohl mein Schwanz täglich mehrmals steht, wenn ich nur daran denke unter der absoluten Kontrolle meiner Dame zu stehen.
Wir reden auch nicht über FLR und solche Dinge, ich habe bemerkt, dass es richtiger ist durch Tat zu zeigen, zu dienen und, dass ich immer bereit bin ihr zu dienen, anstatt darüber zu reden.M. ist dominant, sie bestimmt, wann sie mich sehen will und wann nicht, sie bestimmt die Themen unserer Gespräche, sie entscheidet, was wir unternehmen, obwohl sie mich oft fragt, was ich möchte, da antworte ich brav und sie entscheidet, ob sie meine Wünsche respektiert oder nicht. Und dabei ist sie aber sehr lieb, sorgt sich um mich und respektiert und bewundert mich auch. Und sie nahm auch schon meine Schulter zum Ausweinen in Anspruch, ein sehr sehr schöner Moment.
Es ist einfach wunderbar und wir kommen uns immer näher. Gestern z.B. waren wir in einem Restaurant und sprachen über unsere Arbeit. Sie sehnt sich danach selbst eine Firma zu leiten, sie will der Boss sein. Da sagte ich ihr, dass es bei mir so ist – denn ich bin selbständig – dass ich einen Boss brauche, ich brauche die Kontrolle, es ist hart an meiner Disziplin alleine zu arbeiten. Da sagte sie „Möchtest du mich als deinen Boss?“ Ich sagte spontan „Ja“. Sie gab darauf keine Antwort, lächelte nur ihr bezauberndes, „wissendes“ Lächeln.
Solche kleinen Szenen, in denen ich ihr meine Submissivität ein wenig zeige, ja und auf natürliche Weise – ohne zu übertreiben – und ihre Dominanz erkenne, gibt es oft und immer wieder.
Als ich heute Ihren Blog vom 1.10.18 las, dachte ich ich sollte Ihnen mitteilen, dass es sich bei uns wirklich „natürlich“ entwickelt. Ich bin nicht mehr so dumm und übertreibe meine Submissivität, ich habe auch alle Zeit der Welt, es sich natürlich entwickeln zu lassen, obwohl ich inzwischen schon über 60 Jahre alt bin, aber ich fühle mich jünger und bin sehr sehr glücklich wie es sich entwickelt.
Das wollte ich Sie wissen lassen, weil Sie und auch Andere im Forum mir sehr geholfen haben mit ihren Erfahrungen und Ansichten über FLR.Ich habe aber vor, wenn es so weiter geht wie jetzt mit M. – und davon gehe ich aus – dass ich meine Erfahrungen dann mitteile, um die Idee der … FLR zu unterstützen, denn ich glaube inzwischen, dass es eine naturgegebene Sache ist, dass männliche Wesen den weiblichen dienen [sollten].
Noch ein Wort zum Thema FLR vs. BDSM. Ich sehe das genauso wie Sie. Für mich muss es in der FLR keine SM Praktiken geben, ich denke auch, dass M. daran gar kein Interesse hat, obwohl man nie wissen kann, was in ihr steckt. Vielleicht gibt es in mir auch einen Hang zum Masochismus, aber ich brauche das nicht.
Ich will einfach dienen.
Nachklapp:
... gab es in den letzten beiden Wochen wieder fast tägliche Begegnungen, sie entschied (auf meine Anregung hin) Ihre kleine Wohnung zu verschönern und ich durfte ihr dabei dienen, vor allem diente ich, indem ich meine Meinung kundtun musste, welche Farbe besser passt, Welche Vorhänge, wie soll der Fernsehtisch aussehen, usw. usw. Sie ist noch viel mehr als eine "typische" Frau, die sich alles genau anschaut, viele Stunden verbrachte ich mit ihr in Geschäften, in IKEA, und anderen Einkaufszentren, musste (durfte) alles mit ihr zusammen prüfen, verwerfen, noch mal anschauen. Wenn Sie sich vorstellen, dass diese Shopping - Touren mir in meinen beiden Ehen ein Gräuel waren (ich war ja ein "normaler" Mann), dann können Sie sich vorstellen, wie es mir am Anfang ging.
Aber es war erstaunlich, wie ich mich immer wieder zusammenriss, mir sagte, du tust es für deine Angebetete, sie will es und sie will es gut und braucht einen Partner, der ihr dabei hilft. Dann ging es leicht und war toll, ich fand sogar heraus, dass ich einen Geschmack für Wohnungseinrichtungen habe, ich traf oft das, was sie auch dachte, und so war sie sehr zufrieden mit mir. Das war einfach wunderbar.
Am Samstag noch verbrachte ich 17 Stunden bis spät in die Nacht mit ihr in ihrer Wohnung und war nur ihr Diener, half ihr alles einzurichten, zusammenzubauen, Sachen in den Keller bringen, usw. Und es tat mir so gut, ich war so glücklich, weil ich sah wie sehr sie es schätzte und wie froh sie war mich da zu haben. Wir wirkten zusammen sogar einige Wunder, z.B. fanden wir in IKEA einen Lampenschirm, der auf eine Stehlampe passte, deren Schirm kaputtging, die sie aber ganz woanders gekauft hatte. Das waren Momente grosser Begeisterung und ich durfte sie mit dieser wunderbaren Frau erleben.
Jetzt wollte ich Ihnen gar nicht so viel schreiben, aber Sie sollten einen Eindruck davon haben wie es bei mir weitergeht. Inzwischen fühle ich mich sogar sehr gut dabei, dass sie keinen Sex will. Diese Freundschaft, diese Gunst ihr dienen zu dürfen, WIE UND WANN SIE ES WILL, ist ein solch grosses Glück wie ich es noch nie im Leben erlebt habe.
Bemerkung:
Ganz sicher gibt es jetzt Einwände, die besagen: "Aber das ist doch keine FLR-Beziehung. Eigentlich nicht mal eine richtige Beziehung. Wenn sogar der Sex fehlt!"
Nach dem allgemeinen Konsens bezüglich dessen, was Beziehung und speziell FLR ist, vielleicht nicht. Aber das, was eine Beziehung ist, ist so vielfältig, wie Menschen verschieden sind. Und es gibt erfüllte Beziehungen ganz ohne Sex. Und ein FLR-Aspekt ist hier auf jeden Fall erfüllt: Der Mann stellt sich ganz in den Dienst der Lady. Und in diesem Fall sehr konsequent. Und vielleicht ist ja doch ein wenig die Hoffnung dabei, es möge vielleicht einmal etwas mehr draus werden.
Es lässt sich hier trefflich streiten. Auf jeden Fall sei Birmingham an dieser Stelle gewünscht, dass er genau die Beziehung gefunden hat, die ihn langfristig glücklich macht und natürlich seine Lady.