topping from the bottom – oder auch wieder nicht – oder doch?

25. Juni 2024 Aus Von Lilith

Ein immer wieder auftauchender Kritikpunkt ist folgender:

Na, das ist keine FLR. Er toppt from the bottom, sie merkt es nicht und bedient seine Wünsche, wie es ihm gefällt.

Korrekt! Wenn es zutrifft. Es trifft tatsächlich öfter zu, als Paare denken. Besonders zu Beginn einer FLR-Beziehung.
Er ist dann happy, dass ‚es funktioniert‘, sie freut sich, dass er ’spurt‘.
Es gibt bestimmt auch Subs, die diesen Schimmel bewusst reiten, aber die meisten erstmal, behaupte ich, eher unbewusst.

 

Eine FLR-Beziehung ist grundsätzlich auf Augenhöhe angelegt. Die ist bei topping from the bottom nicht gegeben.

Ganz sicher ist es wichtig, diese subtile Manipulationsmasche zunächst mal zu durchschauen. Das Bedürfnis dafür liegt naturgemäß eher bei der Frau, denn wenn sie feinfühlig ist, wird sie schnell merken, dass da was schief hängt. Für ihn funzt es ja … vordergründig. Und dann fängt die Beziehungsarbeit an, die nicht nur den Partner meint, sondern immer beide. Das heißt: Arbeit an der Beziehung und immer auch an sich selbst. Ehrlich hinschauen heißt, so gesehen, zunächst Selbstreflexion. Dann muss die Kommunikation kommen und aus dieser die ehrliche Selbstreflexion beim Gegenüber. Erst in der Folge steht das Thema: „Wie machen wir es anders/besser?“ an.

Beispiel topping:

Selbstreflexion: „Oh, irgendwas läuft nicht rund. Etwas stört mich.“ Es kann dauern, bis man draufkommt, aber es lohnt sich dranzubleiben. Irgendwann ist man durch und kann sagen: „Ups! Na, der Schlingel! Und ich bin drauf reingefallen!“
Jetzt kommt der Dialog / Kommunikation. Wichtig dabei: Nicht jetzt mit Anklagen kommen, sondern mit der Ich-Botschaft: „He, ich muss dir etwas sagen.“ Dann erklären, worüber man gestolpert ist. Meist (zumindest anfänglich) wird sich Sub sehr verwundert zeigen. Wenn die Beziehung stimmig ist, wird er an sich selbst den Anspruch haben, eben gerade nicht zu manipulieren.

Ganz wichtig hier: Dieser Teil findet auf partnerschaftlicher Augenhöhe statt. Hier agieren beide als Partner in einer Beziehung, die in gegenseitigem Einvernehmen als FLR gestaltet wird. Es  ist nicht die Ebene von Herrin und Sub. Das ist wirklich wichtig. An dieser Stelle sollte das nicht vermischt werden. Im optimalen Fall vereinbaren beide, dieses Manipulationsspiel zu lassen, bzw. verpflichtet sich der Sub, daran zu arbeiten, das abzulegen (manchmal gibt es da Rückfälle).

Nun können sich beide tatsächlich auf die Herrin- und Sub-Ebene begeben und die Lady klarmachen, dass sie das nicht dulden und so etwas künftig ahnden wird. Damit kommt sie letztendlich dem Sub entgegen, denn er möchte ihr ja eigentlich dienen, nicht sie manipulieren, denn eine Herrin, die sich manipulieren lässt, ist ja nicht wirklich eine.
Dazu passt der Satz des Sub: „Bitte erzieh mich dazu.“, was eigentlich heißt: „Bitte hilf mir, ein immer besserer Partner zu werden.“

Das ist der Teil, der zur Beziehungsarbeit gehört.

Dann kommt der Punkt, an dem man – hier die Lady gemeint – sich dieses Aspektes ganz bewusst ist, und man damit geübt umgehen kann, so, als würde man ein neues ‚Werkzeug‘  (zunehmend besser) beherrschen.
Und dann kann sich die Lady, wenn sie Lust darauf hat, sogar der Maßnahmen bedienen, die sie bislang aus der topping-Situation unbewusst nach Subs Wunsch ergriffen hatte.
Der Unterschied ist, dass sie das jetzt durchschaut und dass der Sub das weiß und keine Chance hat, sie dort hinzukriegen, wohin er sie haben will. Und selbst dann, wenn sie so agiert, wie sie es bis dahin infolge seiner Manipulation unbewusst tat (es gibt ja nette Spielchen, die man nicht streichen will, bloß weil sie mal ‚ermanipuliert‘ wurden) es aber nun bewusst tut, weil sie eben gerade Lust auf sowas hat, ist das nicht topping from the bottom, denn SIE hat das entschieden. Bewusst!
Im Prinzip bedient sie sich damit seiner Neigung, und wenn das funktioniert (und es funktioniert, wenns richtig läuft tatsächlich), tut das beiden und der Beziehung sehr gut.

Es ist gar nicht so einfach, solche feinen Nuancen überhaupt wahrzunehmen.  Es bedarf dazu der Zugewandtheit, der Aufmerksamkeit, des Willens an der Beziehung zu arbeiten, der Ehrlichkeit, auch und vor allem sich selbst gegenüber und dem Wunsch, eine gute Beziehung zu gestalten, in der es beiden gut gehen kann. Und nicht zuletzt bedarf es in keinem Fall der Verbissenheit und einer engen Betrachtungsweise. Ganz wichtig ist Flexibilität und eine gute Portion Humor.
Im besten Fall sollte die Basis Liebe sein.

Im Prinzip wünscht sich das doch jedeR, nicht? Nur, von alleine kommt es nicht. Aber was kommt schon von alleine.