Kopfkino vs Realität

1. August 2019 Aus Von Lilith

Das Wort „Kopfkino“ findet man im FLR- Kontext ziemlich häufig

Solche Feststellungen wie: „Ich bin doch nicht dazu da, sein Kopfkino zu bedienen!“ oder: „Komm mal aus deinem Kopfkino raus!“ oder: „Das ist reines Kopfkino, mein Lieber!“ gibt es – von Ladyseite – zuhauf.
Sucht man nach einer Definition, findet man im Netz zum Beispiel:

Kopf·ki·no/Kópfkino/Substantiv, Neutrum [das] nur oder hauptsächlich in der Fantasie, in der eigenen Vorstellungskraft ablaufende Vorgänge, Geschehnisse Quelle

Ohne die Fähigkeit zu Kopfkino wäre es um die Kreativität zum Beispiel von Künstlern oder Schriftstellern schlecht bestellt. Und nicht nur um die bei diesen, sondern um die bei uns allen. Kopfkino ist also eine tolle Sache. So lange, wie dem ‚Zuschauer‘ klar ist, dass es sich um ‚Kino‘ handelt. Sobald er das vergisst und den Kopfkino-Inhalt mit der Realität verwechselt, wirds problematisch.

Es liegt auf der Hand, dass besonders im erotisch-sexuellen Bereich viele Kopfkino-Filme laufen. Natürlich vor allem bei Menschen – und ich rede hier nicht nur von Männern -, die ohne Sexualpartner leben. Aber natürlich auch bei Menschen, die zwar einen Partner, aber im erotischen Bereich noch Wünsche haben. Also: Bei uns allen. Und es wäre fatal, wenn alle Wünsche erfüllt und keine Träume mehr übrig wären. Das, was uns vorantreibt und vor allem, das, was besonders prickelnd ist, ist das Unerfüllte, das, was wir uns ersehnen.

Eine FLR-Beziehung zu finden oder zu entwickeln, so man sie (noch) nicht hat, ist sehr schwer, da diese Beziehungsform, zumindest hierzulande, noch eher ein Randphänomen ist. Da bleibt ja erstmal nur das Kopfkino. Und normalerweise steigert die unerfüllte Sehnsucht das natürlich noch. Das heißt, – mal vorausgesetzt, Mann (meist passiert es so rum) findet nun eine Partnerin, die ebenfalls eine FLR leben möchte -, dass er so viele Filme in seinem Kopfkino-Archiv hat, dass er denkt: Jetzt kann ich das alles mal ausleben.

Natürlich hat eine Lady auch ihr Kopfkino, in deren Filmen kommt aber  eher erstmal sowas vor wie: verwöhnt werden! langsam angehen lassen! mal experimentieren! was will ich denn für mich? schlagen? nö kann ich nicht! usw., es sei denn, sie kennt das schon und weiß, was sie will. Es ist allerdings meist so, dass FLR-Ladys nicht fix und fertig, gemäß Sub-Drehbuch vom Himmel fallen und nun die heißen Szenen und Verwöhn’orgien‘ anleiern. Sie müssen sich in diese Beziehungsform erstmal reinfinden. Es gilt für beide, so etwas wie einen gemeinsamen Weg zu ertasten, auf dem man vor dem nächsten Schritt nicht wirklich weiß, wohin er führt. Beide müssen das zusammen tun.
Und der FLR-Alltag besteht nicht aus einer Folge von erotischen Sessions und dergleichen, sondern ist ein ganz normaler Beziehungsalltag.

Im Prinzip ist eine FLR-Beziehung nichts anderes als jede andere Beziehung auch, nur eben, dass die Frau führt. Und womit dann der erotische Bereich gefüllt wird, ist völlig freigestellt. Das macht jedes Paar für sich. Es liegt ganz bei der Lady, wie sie das gestaltet, und wenn es dem Sub gelingt, sein Kopfkino dort zu lassen, wohin es gehört, nämlich in seinem Kopf, kann es durchaus sein, dass sich die Lady bei Gelegenheit oder auch öfter, aus dem Sub-Kopfkino-Fundus bedient.

Wenn nun ein Sub also endlich seine Lady gefunden hat und am liebsten gleich alle Vorstellungen und Wünsche verwirklicht sehen möchte, die sich im Lauf der Zeit angesammelt haben, sollte er nicht enttäuscht sein, wenn die Lady erstmal abbremst. Das bedeutet nicht, dass sie davon nichts hören will, sondern, dass alles seine Zeit braucht. Und: Ganz sicher werden noch genügend Filme übrig bleiben, die sich vielleicht nie erfüllen.
So what! Das ist überall so, in einer FLR auch.

Dennoch, wie schon gesagt, ist Kopfkino durchaus eine schöne Sache, wenn es als spielerisches Potenzial verstanden wird, nicht als Pflichtliste zum Abhaken. Und ganz besonders reizvoll ist, sich mal zusammenzusetzen und gegenseitig das eine oder andere aus dem Kopfkino zu teilen. Vermutlich gibt es dann Überraschungen auf beiden Seiten.